Ein Rückblick auf die Zeit im Referendariat - 18 Monate voller Fleiß und Tränen?
Ich blicke zurück auf die Zeit, die nun erst ein paar Monate hinter mir liegt, nämlich das Referendariat. Mir fällt es schwer hierfür die richtigen Worte zu finden, denn ich möchte euch ein ehrliches Feedback geben, euch aber auch realistische Einblicke ermöglichen. Zu Beginn war mir klar, dass dieser Weg genau der Richtige für mich ist.
Die ersten Unterrichtsbesuche
Ich habe mich von Anfang an wohl gefühlt vor der Klasse zu stehen und zu
unterrichten. Viel bedeutender ist aber, dass man ein Teil der Klassengemeinschaft wird, die Kinder dich und deine Arbeit wertschätzen und sie sich bemühen, für dich das Beste zu geben! Eine Bindung zu den Kindern aufzubauen ist von so großer Bedeutung. Vor allem um sie in ihrer Entwicklung bestmöglich zu unterstützen.
Doch das ist nicht alles, denn die Kinder geben einem so viel zurück. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine ersten Unterrichtsbesuche und wie euphorisch die Kinder an diesen Tagen immer waren! Manchmal hatte ich das Gefühl meine Klasse in solchen Prüfungssituationen kaum wiederzuerkennen, sie schienen mir wie ausgewechselt. Sie haben sich in diesen Stunden immer so bemüht alles richtig zu machen, dabei waren sie bestimmt noch viel aufgeregter als ich es an diesen Tagen war. Es war fast schon überwältigend, welchen Einsatz die Kinder gezeigt haben.
Mir wurde danach erst klar, dass sie das nur für mich getan haben. Für mich haben sie ihr Bestes gegeben und sind über sich hinausgewachsen. Unfassbar!
Und wenn doch etwas schief geht...
Manchmal habe ich mir vor solchen Besuchen dermaßen den Kopf zerbrochen, dass irgendetwas schief gehen könnte oder ich etwas vergessen hätte. Doch immer wieder hatte mir meine Klasse gezeigt, dass ich mich zu 100 Prozent auf sie verlassen kann!
Das hat mir am Ende in der Prüfungsphase, wo es so richtig ernst wurde, so viel Kraft und Selbstbewusstsein gegeben, dass ich mir sicher sein konnte, dass nichts mehr schief gehen konnte und wenn doch, naja dann hätten wir alle unser Bestes gegeben und mehr kann man beim besten Willen nicht tun.
Nichts desto trotz möchte ich nicht abstreiten, dass das Referendariat mitunter eine der stressigsten Phasen in meinem Leben war! Ich war es bisher immer gewohnt, dass ich allein für meine Leistung verantwortlich bin. Doch im Referendariat wurde mir klar welche Faktoren hierbei alles eine entscheidende Rolle spielen, die ich nicht immer beeinflussen kann. Beispielsweise technische Ausfälle, die Tagesform beziehungsweise Leistung der Kinder und eben spontane Äußerungen im Unterricht, die aufgegriffen werden sollten oder auch nicht.
Man kann viele Dinge im Leben planen, aber letztlich kann doch alles anders kommen, als gedacht.
Kraft durch Familie und Freunde in der Prüfungsphase
Glücklicherweise kann ich euch heute berichten, dass ich es geschafft habe und mein Referendariat erfolgreich abgeschlossen habe! Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Menschen bedanken, die mich hierbei unterstützt haben. Ich bin dankbar dafür, dass ich einen tollen Mentor hatte, der mich die ganze Zeit über unterstützt hat und mir freie Hand gelassen hat, sodass ich mich in meiner Klasse ausprobieren und eigene Ideen umsetzen konnte.
Außerdem möchte ich zum Ausdruck bringen, wie viel Kraft mir meine Familie und Freunde, in dieser anstrengenden Zeit gegeben haben! Sie hatten immer ein offenes Ohr für mich und manches Mal doch einen anderen Blickwinkel auf Planungen und Vorhaben, die bei der Unterrichtsplanung meinerseits nur durch ihre Hilfe aufgedeckt werden konnten.
An dieser Stelle möchte ich euch noch mitgeben, wie wichtig es ist, den Kontakt zu euren Liebsten auch in der Prüfungsphase aufrecht zu erhalten. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass man mir noch kurz vor der Prüfungsphase sagte, dass man nun halt mal ein paar Monate auf Familie und Freunde verzichten müsste, so wäre das nun mal in der Prüfungsphase!
Ich bin froh, dass ich diesen Rat nicht allzu ernst genommen habe. Ich kann nur für mich sprechen, aber mir hat es Kraft und Energie gegeben, mir ab und an eine Auszeit mit Familie und Freunden zu gönnen, um die „Akkus“ für den Endspurt wieder aufzuladen. Zu Zweit lassen sich außerdem über 200 Einzelteile für die Prüfungsstunden besser ausschneiden als allein!
Kleine oder auch große Tränen
Letztlich blicke ich nun auf 18 Monate voller Fleiß und Tränen zurück. Mitunter neige ich schon sehr zum Perfektionismus, was es mir nicht gerade leicht gemacht hat mit dem zufrieden zu sein, was ich geleistet hatte. Allerdings kommt es manchmal einfach anders als geplant und das ist auch gut so.
Im Schulalltag kann man jedes noch so kleine Detail planen, wie eine Stunde aber genau ablaufen wird, ist ungewiss. Doch ich habe gelernt, dass man sich auf seine Kinder, besonders wenn es drauf ankommt verlassen kann, wenn man eine gute Beziehung zu ihnen aufgebaut hat. Eine angstfreie Atmosphäre, die Fehler zulässt und diese als Lernchancen erkennt und in der Wertschätzung auf beiden Seiten eine immense Rolle spielt.
Wenn ich ehrlich bin, ist mir so manche kleine oder auch große Träne über die Wangen geflossen, wenn ich mal nicht wusste wie es weitergehen oder wie ich das ganze bloß schaffen sollte.
Wenn ich also von Tränen spreche, so sind es die Freudentränen, an die ich mich erinnere, nachdem ich die Prüfungen überstanden hatte oder die schönen Momente mit meiner Klasse! Danke!
Über die Autorin: Anna (@unicorn_at_primary_school)
Anna hat ihr Herz am rechten Fleck und ist eine junge Lehrerin an einer Schwerpunktschule, die gerade frisch aus dem Referendariat kommt. Rosa, Glitzer, Einhörner und Stempelwahnsinn gehören zu ihrem Schulalltag.